Liebe Gemeinde, der Sonntag vor Pfingsten hat den lateinischen Namen Exaudi aus unserem Wochenpsalm, dem Psalm 27: „Exaudi, Domine, vocem meam … Herr höre meine Stimme“ (Psalm 27,7). Er ist geprägt von einem schmerzlichen Zwischenzu-stand, einer Art Hängepartie. Jesus ist zum Himmel aufgefahren, der Geist ist aber noch nicht über die Menschen gekommen. „Nicht mehr“ und „noch nicht“ also. Das hat auch etwas mit Trauer zu tun und – wenn überhaupt – einer sehr zaghaften Hoffnung. Da wir die Pfingstgeschichte kennen, können wir diese Trauer nur gedanklich spüren, sie aber nicht als emotionale Premiere erleben, so wie damals die Jünger. Wie würde uns das wohl unter die Haut gehen?
Am vergangenen Freitag musste ich in Nußbach eine besonders traurige Beerdigung halten. Carolin Mock, die 44jährige Mutter einer unserer Konfirmandinnen, war in Folge eines Schlaganfalls am 3.Mai verstorben. Der Schlaganfall hatte sie ohne ein vorheriges Warnzeichen getroffen. Sie hinterlässt ihren Mann und drei minderjährige Töchter. Ich sagte in meiner Ansprache, dass die Verstorbene noch lange in ihren Kindern, ihrem Mann, den Angehörigen und Freunden lebendig sein wird. Wir sehen sie zwar nicht mehr, aber sie ist ja noch da: in Gefühlen, Gedanken und Erinnerungen. Auch die Jünger konnten Jesus nach seiner Himmelfahrt nicht mehr sehen, aber er hatte ihnen im Voraus seinen Geist versprochen, mit dem er sie erfüllen und begleiten wollte. Vor seinem Tod sagte er zu ihnen: „Es ist noch eine kleine Zeit, dann sieht die Welt mich nicht mehr. Ihr aber seht mich, denn ich lebe und ihr sollt auch leben… und ihr werdet erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch“. (Joh. 14,19-20)
Der Predigttext für den heutigen Sonntag steht etwas weiter hinten im Johannesevangelium, im Kapitel 16 die Verse 5-15:
Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat; und niemand von euch fragt mich: Wo gehst du hin? Doch weil ich dies zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Trauer. Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, werde ich ihn zu euch senden. Und wenn er kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht; über die Sünde: dass sie nicht an mich glauben; über die Gerechtigkeit: dass ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht seht; über das Gericht: dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist. Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in aller Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er’s nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich gesagt: Er nimmt es von dem Meinen und wird es euch verkündigen.